Ein Trauma kann Dein Leben komplett verändern. Sicherheiten verlieren sich im Nirgendwo. Ruhe und Gelassenheit gehen in einen unergründbaren Warnzustand über. Du hast keine Kontrolle mehr! Traumatherapie hilft sowohl akut als auch längerfristig wieder in den Normalzustand zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
Auslöser
Typische Auslöser für ein Trauma sind das Erleben von körperlicher und seelischer Gewalt, zum Beispiel in Form von gewalttätigen Angriffen. Dafür ist die Traumatherapie entstanden. Im engeren Kreis gehört auch die sexualisierte Gewalt in Form von Vergewaltigung oder sexuellem Missbrauch dazu. Die Einschränkung der persönlichen Freiheit durch Entführung, Geiselnahme oder Gefangenschaft (insb. politisch und im Krieg) bis zu Folter und Konzentrationslager sind wie Katastrophen (natürliche oder durch Menschen verursachte) weitere Ursachen. Aber auch normale Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit können zu einem Auslöser werden.
Die Psychotraumatologie ist die Lehre der Folgen eines Traumas. Trauma stammt aus gem griechischen τραύμα/trawma und bedeutet Verletzung, Wunde. Die Folgen sind eine Kombination von körperlichen, neurologischen und psychischen Veränderungen. Traumatische Ereignisse haben auf das Erleben und Verhalten von Individuen und sozialen Systemen unterschiedlich starken Einfluss. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme ist nicht die Intensität sondern das individuelle Erleben ausschlaggebend.
Besonders anfällig sind Kinder und Jugendliche für traumatische Erfahrungen. Sie sind stärker abhängig und verfügen über weniger Ressourcen. Die Übererregung oder kollabierte Mobilität erschreckt das unerfahrene Selbst. Dabei handelt es sich um eine natürliche Überlebensreaktion. Sie wird in einer traumatischen Situation als funktionelle Lösung eingesetzt[1]„Sitting on the edge of an abyss together. A methodology for working with hypo-arousal as part of trauma therapy“(Merete Holm Brantbjerg)Body, Movement and Dance in Psychotherapy 21 Jan … Continue reading.
Häufigkeit
Nicht jeder entwickelt nach einem Trauma eine Störung. Ungefähr jeder fünfte bleibt traumatisiert. Das nennt man dann fachlich korrekt eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Die Prävalenz ist in der Epidemiologie und medizinischen Statistik eine Kennzahl für die Krankheitshäufigkeit. Sie ist ursachenspezifisch etwa wie folgt[2]„S3 – LEITLINIE Posttraumatische Belastungsstörung ICD-10: F43.1″GUIDO FLATTEN, URSULA GAST, ARNE HOFMANN, CHRISTINE KNAEVELSRUD, ASTRID LAMPE, PETER LIEBERMANN, ANDREAS MAERCKER, … Continue reading:
- 50 % Kriegs-, Vertreibungs- und Folteropfer/Vergewaltigung
- 25 % Gewaltverbrechen
- 10 % Verkehrsunfallopfer
- 10 % Schwere Organerkrankungen (Herzinfarkt, Malignome)
Die Intensität eines Ereignisses ist nicht ausschliesslich maßgebend. Gemäß dem diagnostischen und statistischen Handbuch psychischer Störungen (DSM-IV) liegt ein Trauma erst dann vor, wenn eine Person mit tatsächlichem oder drohendem Tod konfrontiert wurde, ernsthaft verletzt wurde, oder die eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit bedroht wurde, und sie in Folge intensive Furcht, Hilflosigkeit und Entsetzen verspürt.
Einteilung nach International Classification of Desease (ICD-11)
6B4Z Störungen, die spezifisch Stress-assoziiert sind, nicht näher bezeichnet
6B4Z Störungen, die spezifisch Stress-assoziiert sind, nicht näher bezeichnet
6B43 Anpassungsstörung
QE51.0 Belastung in Beziehung mit Ehepartner oder Partner
QF21 Schwierigkeiten oder Bedarf an Unterstützung bei allgemeinen Lebensaufgaben oder Lebensführung
6D10.Z Persönlichkeitsstörung, Schwere nicht näher bezeichnet
6B40 Posttraumatische Belastungsstörung
6B41 Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
Die Intensität erhöht nur die Wahrscheinlichkeit eines Traumaerlebnisses[3]„Results of hierachical regression analysis with trauma index and temperamental traitsas a predictor of PTSD“(Andrzej Eliasz, Andrzej Eliasz, Sarah E. Hampson, Boele de Raad)Advances in … Continue reading. Kollegen vom Upledger Institut haben das bei Ihrem Einsatz in Bosnien bestätigt. Der aktuelle Ansatz stellt deshalb auch die Verarbeitungsmöglichkeit mehr in den Vordergrund. So können auch scheinbar belanglose Ereignisse zu einem Trauma führen.
Viele Patienten mit einem Trauma werden nicht erkannt. Es besteht immer noch die falsche Annahme, ein Trauma muss objektiv als Solches eingestuft werden können.
Bei den Traumata werden einmalige (zum Beispiel Unfall) als Typ I bezeichnet und wiederholende (zum Beispiel Misshandlungen) als Typ II.
Wirkungen
Akute Symptome sind Erinnerungslücken, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die Symptome sind individuell unterschiedlich. Eines eint sie: Das körperliche Erleben wird abgespalten.
So entstehen somatoforme Störungen. Es kann ein Gefühl der Taubheit, körperliche Beschwerden bis zur Nichtexistenz eintreten. Dies betrifft Körperteile, Körperregionen oder den gesamten Körper. Viele haben dabei das Gefühl, nicht sie selbst zu sein (Depersonalisation). Oder sie sind der Welt entrückt/fern (Derealisation).
Traumatiefe | Denk-, Handlungs- und Verhaltensabläufe | Gefühl |
---|---|---|
Panik | zerfallen in weitgehend unkontrollierte Einzelerscheinungen | nicht angebunden, nicht orientiert und kann einfach nicht |
Gefahr | nur mäßige Präsenz | defensiv, nur mäßig angebunden, man kann ohne Lust |
Sicherheit | volle Präsenz | aktiv, angebunden und man kann mit Freude |
Langfristig bekommen Viele Depressionen, eine Angststörung oder Suchterkrankung. Dies kann zu starken Dissoziationen (dissoziative Störungen) führen. Dissoziationen sind das Auseinanderfallen von psychischen Funktionen, die normalerweise zusammenhängen. Es können Schmerzsyndrome auftreten. Und letztendlich kann sich auch die gesamte Persönlichkeit verändern.
Dissoziative Störungen
- 6B61.0 Dissoziative Amnesie mit dissoziativer Fugue
- 6B61.Z Dissoziative Amnesie, nicht näher bezeichnet
- 6B62 Trance-StörungDissoziative Trance
- 6B64 Dissoziative Identitätsstörung
- 6B65 Partielle dissoziative Identitätsstörung
- 6E65 Sekundäres dissoziatives Syndrom
- 9C83.67 Dissoziative vertikale Divergenz
- 6B61.1 Dissoziative Amnesie ohne dissoziative Fugue
- 6B60.Z Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen
- 6B6Y Sonstige näher bezeichnete Dissoziative Störungen
- 6B6Z Dissoziative Störungen, nicht näher bezeichnet
- 6B60.0 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Sehstörung
- 6B60.1 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Hörstörung
- 6B60.5 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Sprechstörung
- 6B60.7 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Gangstörung
- 6B60.80 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Chorea
- 6B60.81 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Myoklonus
- 6B60.82 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Tremor
- 6B60.83 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Dystonie
- 6B60.84 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Gesichtsspasmus
- 6B60.8Z Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Bewegungsstörung, nicht näher bezeichnet
- QE84 Akute BelastungsreaktionKurze dissoziative Störung bei reaktivem Ausnahmezustand
- 6B60.9 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Kognitive Symptome
- 6B60.85 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Parkinson-Syndrom
- 6B60.3 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: sonstige sensorische Störung
- 6B60.4 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: nichtepileptischer Anfall
- 6B60.2 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Schwindel oder Benommenheitsgefühl
- 6B60.6 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Parese oder Muskelschwäche
- 6B60.8Y Sonstige näher bezeichnete dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen: Bewegungsstörung
Bekannte Schmerzstörungen
- 8E43.Z Schmerzstörungen, nicht näher bezeichnetSchmerzstörungen*
- 8E43.Y Sonstige näher bezeichnete Schmerzstörungen
- MG30.03 Chronische primäre Kopfschmerzen oder orofaziale SchmerzenChronische primäre temporomandibuläre Schmerzstörungen
- NA23.4Y Sonstige näher bezeichnete Verstauchung oder Zerrung der Halswirbelsäule Akutes Schleudertrauma in Zusammenhang mit Schmerzstörungen
Formen der Persönlichkeitsstörungen
- 6D10.Z Persönlichkeitsstörung, Schwere nicht näher bezeichnet
- 6A22 Schizotype Störung Schizotype Persönlichkeitsstörung
- 6A62 Zyklothyme Störung Zykloide Persönlichkeitsstörung
- 6A72 Dysthyme Störung Depressive Persönlichkeitsstörung
- 6B64 Dissoziative Identitätsstörung Multiple Persönlichkeitsstörung
- 6D10.0 Leichtgradige Persönlichkeitsstörung
- 6D10.1 Mittelgradige Persönlichkeitsstörung
- 6D10.2 Schwergradige Persönlichkeitsstörung
- 6E68 Sekundäre Persönlichkeitsänderung Organische Persönlichkeitsstörung
- 6D11.1 Distanziertheit bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
- 6D11.2 Dissozialität bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
- 6D11.3 Enthemmung bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
- 6D11.4 Anankasmus bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
- 6D11.0 Negative Affektivität bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
In Folge kann es auch zu Essstörungen oder Substanzabhängigkeit kommen. Gemütserregung oder Gefühlswallung können sich stark verändern. Diese Störungen der Affekte können weitreichende Folgen haben.
Weitere Störungen
- C20.Z Körperstressstörung, nicht näher bezeichnet
- EC90.4 Psychogener Pruritus
- 6B8YSonstige näher bezeichnete Fütter- oder Essstörungen
- 6B8ZFütter- oder Essstörungen, nicht näher bezeichnet
- 6C4G.6 Psychotische Störung durch unbekannte oder nicht näher bezeichnete psychoaktive Substanzen
- 6C4Z Störungen durch Substanzgebrauch, nicht näher bezeichnet
- 8A63.Y Krampfanfall durch sonstige näher bezeichnete akute Ursache
- MB24.6Z Affektstörung, nicht näher bezeichnet
- VV04 Emotionale Funktionen
- 6C90.0Z Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten und chronischer Reizbarkeit oder Wut, nicht näher bezeichnet Disruptive Affektregulationsstörung
- 6D10.Z Persönlichkeitsstörung, Schwere nicht näher bezeichnet Wechselhafter Affekt
- MB24.60 Eingeschränkter Affekt
- MB24.61 Stumpfer Affekt
- MB24.62 Flacher Affekt
- MB24.63 Labiler Affekt
- MB24.64 Unangemessener Affekt
- MB24.8 Gesteigerter Affekt
- MB28.A Negative Affektivität
- MD11.3 Atem anhaltenRespiratorische Affektkrämpfe
- 6E62 Sekundäres affektives Syndrom
Einige Traumapatienten entwickeln Suizidgedanken. Zwei Grundtendenzen sind in jedem Fall zu sehen: Die Verbindungsabnahme und der Aktivierung der Erregung
Soziale Verbundenheit nimmt ab
Anstieg an Spannung
Zu den seelischen Problemen erhöht sich das Risiko für körperliche Erkrankungen. Wird eine posttraumatische Belastung chronisch, kommt es zu einer Stressaktivierung (Trauma assoziiert). Insbesondere ist dies für Herz-Kreislauferkrankungen und immunologische Erkrankungen belegt.
Chronisch
Chronos (griechisch Χρόνος Zeit) ist in der griechischen Mythologie die Personifizierung der Zeit. Chronische Krankheiten haben keinen klar bestimmbaren Ausgangspunkt, sondern entwickeln sich langsam und schleichend.
Die Physiologie der Veränderung
Die grundlegende Veränderung ist sehr tief in unserem Nervensystem platziert. Dort geht es um Zentren und Steuerungen, die weit ab der bewussten Kontrolle liegen. Die Bewegung (Motorik) können wir veranlassen, doch nur bedingt steuern. Der Einfluss auf die Bewegungsprogramme wie Gehen, Stehen und andere Alltags- und Gebrauchsbewegungen geht nur über Übung und Training. Im sensiblen Bereich haben wir nur noch einen sehr geringen Einfluss. Im vegetativen Nervensystems haben die meisten Menschen überhaupt keinen Einfluss mehr. Diese tief liegenden Automatiken sind gut geschützt vor unserem Einfluss. Und das ist im Prinzip auch gut so. Doch was tun, wenn es dort durch ein Trauma zu einer Störung kommt?
Therapie
Um diesen fehlenden Zugang in das somatische Erleben wiederzufinden, brauchen wir Hilfe. So, wie man bei einem Beinbruch eine Krücke braucht. Es ist eigentlich ganz einfach. In der modernen Medizin gibt es dafür folgende Empfehlung für eine Trauma adaptierte Therapie:
Akut
Bei Vorliegen einer Psychose (Halluzinationen, Wahn, Realitätsverlust oder Ich-Störungen) oder der Selbstgefährdung (akute Suicidalität) wird die stationäre Aufnahme in einer Psychiatrie empfohlen. Besteht eine solche Gefahr nicht, ist die ambulante Therapie oder eine Tagesklinik geeigneter.
Stabilisation & Information
Stabilisation
Basis der Therapie ist eine tragfähige therapeutische Beziehung zu einer (Traumatherapie-)erfahrenen Therapeutin oder Therapeuten. Wichtig ist als Erstes eine sichere Umgebung. Dabei sollte eine Selbst- und Fremdgefährdung vermieden werden. Mögliche Ressourcen beim Betroffenen (intrapersonell) als auch im sozialen Umfeld (interpersonell) werden aktiviert. Es werden Techniken zur Kontrolle negativer Gedanken und Emotionen vermittelt (intrusive Phänomene) und ggf. Distanzierungstechniken vermittelt.
Information
Die Vermittlung von grundlegenden (basalen) Informationen über traumatypische Symptome und Verläufe erfolgt durch geeignete Lehr-Lernverfahren (Psychoedukation). Dazu gehört auch die Aufklärung über die von Affektregulation sowie das Selbst- und Beziehungsmanagement (soziale Kompetenzen).
Bei traumatisierten Kindern muss der Ansatz auf die Familie erweitert werden. Die emotionale Reaktion der Eltern und auch der Angehörigen erweist sich im Verlauf der Traumatherapie als Schlüsselindikator bei Kindern mit einer Traumaerfahrung und bleibenden Folgen[4]„Examining the reciprocal relationships between parent functioning and child posttraumatic stress throughout trauma therapy“(Julie S. Cinamon, Veerpal Bambrah, Robert T. Muller, Karina P. … Continue reading.
Klassische Verfahren
Ergänzende Techniken
Integrative Methoden
Klassische Verfahren
Es gibt eine Reihe von Therapieverfahren, die in der Traumabearbeitung klassisch eingesetzt werden. In der Basis geht es um die Auseinandersetzung und Konfrontation mit dem Traumaereignis. Einige Therapie legen den Fokus auf die Schonung, andere mehr auf die Konfrontation. Es gibt Ansätze das Gehirn bewusst zu manipulieren oder das Erlebnis neu zu überschreiben/ergänzen. Ein weiterer Fokus ist die Reduzierung der Auswirkung im Alltag.
Alle klassische Therapien in der Übersicht
Kognitive Verhaltenstherapie: Dosierte Konfrontation mit dem Trauma und bewusste Änderungen von Denk- und Verhaltensmustern.
Kognitive Therapie (nach Ehlers und Clark): Ungünstige Gedanken und Verhaltensweisen werden gemeinsam identifiziert und besprochen, damit sie durch günstigere Gedanken und Verhaltensweisen ersetzt werden können.
Langdauernde Konfrontation in sensu (nach Foa und Rothbaum): Wiederholte Erinnerung und Auseinandersetzung mit dem Trauma fördert eine Verarbeitung der Geschehnisse.
Langdauernde Konfrontation in vivo: Das Trauma wird nachgestellt oder der Patient begibt sich in objektiv gefährliche Situationen.
EMDR (nach Shapiro): Das „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ soll beide Gehirnhälften intensiv stimulieren. Dadurch werden blockierte oder nicht integrierte Erinnerungen an das Trauma „gelöst“ und verarbeitet.
Somatic Experiencing nach Peter Levine: Anhaltende (körperliche) Reaktionen auf das Trauma werden aufgegriffen und zu einer Lösung geführt.
Schonende Traumatherapie nach Martin Sack: Die Belastung der Patienten wird durch spezielle Techniken während der Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen möglichst gering gehalten.
Psychodynamische Psychotherapie: Es werden die unbewussten Wirkungen des Traumas auf den Patienten herausgefunden und behandelt.
Psychodynamische imaginative Traumatherapie (nach Reddemann): Es werden Vorstellungsbilder entwickelt, welche die traumatischen Symptome besser kontrollierbar machen und dadurch mehr psychische Stabilität geben.
Imagery Rescripting nach Smucker: Durch beruhigende Vorstellungsbilder wird die Bewältigung der traumatischen Erfahrungen erleichtert. Die Traumbilder werden „neu geschrieben“.
Narrative Konfrontation (narrative Expositionstherapie): Die getrennten Elemente des Traumas werden zu einer Geschichte zusammengefügt und in die eigene Lebensgeschichte integriert.
Life Review-Technik bei älteren Patienten (nach Maercker und Zöllner): Die Bilanz aus den positiven und negativen Erinnerungen wird in Gegenüberstellung gebracht.
Gestalttherapie: Die Wechselwirkung von Körper, Geist und Seele sowie der Kontakt in das soziale Umfeld werden in Zusammenhang gebracht.
Ergänzungen
Die Therapie wird häufig durch die Gabe von Medikamenten unterstützt. Die Regel weniger ist besser gilt heute als überholt. Die pharmakologische Wirkung wird individuell skaliert.
Begleitend kann eine therapeutische Unterstützung zur Bewältigung des Alltags hilfreich sein, wie zum Beispiel eine Begleitung in schwierigen Situationen. Es kann auch eine Eingliederungshilfe nötig sein. Ebenso werden der Partner, Familienangehörige, Kollegen und Freunde durch Therapie unterstützt. Die Therapie sollte den kulturellen Hintergrund mit einbeziehen.
Alle Ergänzungen im Überblick
Familien- und Paartherapie: Wenn Partner und die nahen Angehörigen durch die Symptomatik stark belastet werden.
Kultursensitive Therapie: Angepasst an den sozialen und kulturellen Hintergrund des Patienten.
Supportive Therapie: Unterstützende therapeutische Begleitung
Psychosoziale Intervention: Soziale Eingliederungshilfen (Einbeziehung von Angehörigen, Opferhilfsorganisationen, berufliche Rehabilitation, Opferentschädigungsgesetz,…)
Psychopharmakotherapie: Der Einsatz von Medikamenten
Adjuvante Verfahren: Ergänzende oder unterstützende Therapiemaßnahmen wie Körpertherapie (allgemein wie Sport), Ergotherapie und Kunsttherapie
Trauma-Informed Guilt Reduction (TrIGR): Schuldgefühle, Schamgefühle und moralische Verletzung werden durch diese gezielte Therapie gemindert[5]„Trauma informed guilt reduction (TrIGR) therapy for guilt, shame, and moral injury resulting from trauma: Rationale, design, and methodology of a two-site randomized“(C Capone, SB … Continue reading.
Integrative Modelle
Der therapeutische Prozess zur Unterstützung von Trauer, Neubewertung und sozialer Neuorientierung wird durch geeignete Maßnahmen begleitet. Ich arbeite mit folgenden Techniken:
- Craniosacrale Therapie mit einer speziellen Tiefenentspannungsmethode: Ich spüre Störungen in den somatoemotionalen Feldern auf. Durch spezielle Verfahren und Techniken (verbal/non-verbal) leite ich die somatoemotionale Relaxation (SER) ein. Dieses Verfahren ist sehr sanft und bietet im Erleben eine sehr hohe Sicherheit. Wichtig: Trauma Arbeit muss auf die Bedürfnisse des Klienten abgestimmt sein[6]“Like a huge weight lifted off my shoulders: Exploring young peoples’ experiences of treatment in a pilot trial of trauma-focused cognitive behavioral therapy“(Oliver Eastwood ORCID Icon, … Continue reading.
- Aufmerksamkeitsbasierte Interventionen: Sie umfassen Körperhaltung, Atem, Entspannung, Meditation und achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR). Allen gemein ist, dass sie komplex sind. Sie werden wirksam zur Verringerung traumabedingter Symptome eingesetzt. Yoga und Achtsamkeit haben eine vergleichbare Wirksamkeit wie Medikamente und Psychotherapie[7]„Mindfulness and Yoga for psychological trauma: systematic review and meta analysis“(Jennifer Taylor, Loyola McLean, Anthony Korner, Elizabeth Stratton, Nicholas Glozier)Journal of Trauma … Continue reading.
- Trauma – sensitives Yoga (Trauma – Sensitive Yoga/TSY) hilft bei seelischen Verletzungen (Trauma) eine wohlwollende Beziehung zum Körper zu entwickeln[8]„Treating Complex Trauma Survivors: A Trauma – Sensitive Yoga (TSY) – Informed Psychotherapeutic Approach“(Isabelle Ong)Journal of Creativity in Mental Health 18.05.2020.
- Storytelling – virtual reality greift auf uralte Erfahrungen. Gute Geschichten können uns mit deren kraftvollen Bildern sehr effektiv helfen[9]„New Trauma Therapy using storytelling, music, artificial intelligence (AI) and virtual reality (VR)“(Akira Olsen)DataDrivenInvestov 30.12.2018.
Leitlinien
Psychopharmakotherapie sowie eine klassische Verhaltenstherapie sind als alleinige Therapieverfahren nicht geeignet. Es sind immer auch Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, Körper- und Bewegungstherapie, Physiotherapie in enem Behandlungszimmer zu berücksichtigen.
Die Konfrontation mit der Erinnerung (Trauma) zur Verarbeitung und Neubewertung des Geschehenen muss im Kontext zur Stabilität des Betroffenen gesehen werden!
Es besteht eine Kontraindikation zur Behandlung, wenn bestimmte Emotionen nicht erlebt werden können (mangelnde Affekttoleranz), das Ich-Gefühl gestört ist (schwere Dissoziationsneigung wie akute Psychosen), gegen sich selbst gerichtete Aggressionen vorliegen (unkontrolliert autoaggressives Verhalten) oder mangelnde Distanzierungsfähigkeit zum traumatischen Ereignis besteht. Das Gleiche gilt, wenn eine hohe psychosoziale und körperliche Belastung vorliegt. Ebenso ist bei akutem Substanzkonsum (Medikamente, Alkohol, Drogen) keine Therapie sinnvoll.
References
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